Engadiner Sommerlauf

  1. Engadiner Sommerlauf 2016

Mache ich den grossen Lauf, den kleinen, oder soll ich überhaupt gehen? Auch diesmal hat uns diese Frage schon seit einigen Wochen verfolgt. Nein, ganz so locker vom Hocker sind die 25,2 km auf rund 1800 Meter über Meer nicht zu bewältigen, die beim Engadiner Sommerlauf zu bewältigen sind (www.engadiner-sommerlauf.ch).

Am Samstag 20. August brechen schliesslich vier Unerschrockene vom Laufclub Worb ins Oberengadin auf: Annemarie, Fridolin, Mirjam und Michael. Mit von der Partie sind auch Mirjams Schwester Brigitte und ihr Mann Alexander. Am Anfang der Reise ist der Himmel noch hell, und das Schoggigipfeli auf der Raststätte in Niederurnen ist ein Genuss. Doch je weiter wir vorankommen, desto grauer wird der Himmel. Auf dem Julierpass fängt es dann an zu regnen, und im Engadin schliesslich prasselt der Regen heftig auf die Windschutzscheibe. Die Temperatur sinkt gegen 10 Grad. Ideales Laufwetter sieht anders aus. Aber zum Glück verspricht die Wetter-App auf dem Smartphone für Sonntag bereits wieder besseres Wetter. So können wir noch am Nachmittag beruhigt die Startnummern abholen und in Pontresina unsere Unterkunft beziehen.

Am Sonntagmorgen starten wir den Tag mit einem nahrhaften Zmorge. Nach kurzer Fahrt mit dem Spezialbus sind wir etwa um 9.00 Uhr in Sils, wo sich der Start des Sommerlaufs befindet. Annemarie macht sich in Pontresina für den 11,7 km langen Muragl-Lauf parat. Insgesamt stehen 2200 Teilnehmende in den Startlöchern. Der Himmel ist bedeckt, die Temperaturen sind ideal.

Um 10.00 Uhr fällt der Startschuss. Die Laufkolonne setzt sich in Bewegung, und schon geht es talabwärts in Richtung Silvaplanersee. Schon nach kurzer Zeit geht es auf einem breiten Naturweg dem rechten Ufer des zauberhaft schönen, blau-grünen Silvaplanersees entlang. Plötzlich sind aufgeregte Stimmen vor uns zu hören: zwei junge Hirsche rennen aus dem Wald quer über die Laufstrecke. So was gibt es wohl nur im Steinbockland, viva la Grischa!

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Nach Silvaplana führt der Weg dann auf der linken Talseite dem Lej da Champfèr entlang bis nach St. Moritz. Am unteren Ende des St. Moritzersee hat es eine kleine fiese Steigung bis zum kleinen Stazersee. Von dort geht der Weg durch einen wunderschönen Arvenwald bis nach Pontresina hinunter. Inzwischen haben wir schon etwa 15 km in den Beinen. Jetzt müssen wir die Kraft gut einteilen, es geht noch etwa 10 km bis zum Ziel. Doch zum Glück begleitet uns Brigitte mit ihrem Bike und feuert uns alle paar Kilometer kräftig an.

 

Die Stecke des Muragl-Laufs geht ab Pontresina übrigens ein Stück weit ins Rosegtal, wo man den Roseg- und Tschiervagletscher bewundern kann. Nach Pontresina laufen wir in Richtung Celerina, am berühmten Kirchlein San Gian vorbei, das einmal vom Blitz getroffen worden ist und seither kein Dach mehr hat. Die letzten drei Kilometer führen uns dem wilden Inn entlang bis nach Samedan. Langsam wollen die Wadli nicht mehr, aber wir beissen auf die Zähne. Endlich sind wir auf der Zielgeraden, die direkt ins Ziel im Sportzentrum führt. Noch eine kleine Ehrenrunde auf dem Kunstrasen, und dann…. Puuuh!!! Geschafft. Alle kommen unverletzt ins Ziel. Die erste im Ziel war Annemarie, die den Muragl-Lauf absolviert hat, allerdings ausser Konkurrenz (für Details Annemarie fragen). Im Ziel erfahren wir, dass Fridolin mit starken Rückenproblemen zu kämpfen hatte und Miriam streckenweise wegen Übelkeit fast aufgeben musste. Trotz aller Schwierigkeiten haben es alle mit respektablen Zeiten geschafft, wir gratulieren! Am Schluss geniessen wir unser Erdinger Bier.

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Zur Feier des Tages gehen wir alle, wie es die Tradition gebietet, ins Hotel Müller ‚Mountain Lodge‘ fein Znacht essen. Am Montag ist das Abenteuer dann für Mirjam und Michael wieder vorbei und die Reise geht nach Zürich bzw. Bern. Fridolin und Annemarie geniessen noch den Rest der Woche in Pontresina mit Biken und Wandern. Auch Brigitte und Alexander verlängern den Aufenthalt noch um ein paar schöne Tage im Oberengadin.

Ich bin fast sicher, wir gehen nächstes Jahr wieder. Vielleicht kommen dann noch einige Läuferinnen und Läufer mehr? Wäre schön, es lohnt sich auf jeden Fall.

 

Michael Gautschi